Augsburg | St. Anna

Bauherr: Evang. Gesamtkirchenverwaltung Augsburg
Standort: Im Annahof 2, 86150 Augsburg
Projektart: Sanierung, Modernisierung
Bauzeit: 2008 - 2015
Leistungsumfang: LPh 1-9 HOAI, Besondere Leistungen
Projektleiter: Hans-Heinrich Häffner

St. Anna in Augsburg ist ein eingetragenes Denkmal von nationaler Bedeutung. Die ab 1321 errichtete Anlage erhielt ihre bis heute gültige bauliche Form in der Zeit zwischen 1460 und 1520. Sie enthält unter anderem die Goldschmiedekapelle mit bedeutenden Fresken der Spätgotik sowie die Grabkapelle von Jakob Fugger dem Reichen, der erste Renaissancebau nördlich der Alpen. Das Langhaus wurde 1747/48 von Andreas Schneidmann konstruktiv anspruchsvoll gewölbt, von Johann Michael Feichtmayr stuckiert und mit Fresken von Johann Georg Bergmüller ausgestattet. Über 60 Tafel- und Leinwandgemälde aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, fast ausschließlich von herausragenden Künstlern wie etwa Jörg Breu d. Älteren oder Christoph Amberger, prägen den Kirchenraum und die Kreuzgänge. Der spätgotische, sehr ungewöhnlich konstruierte Kirchturm, wurde vom bedeutenden Baumeister Elias Holl um 1600 erhöht und neu gestaltet.

Vom 7. bis 20. Oktober 1518 wohnte Martin Luther während seines Aufenthalts in Augsburg im Karmeliterkloster bei St. Anna, als er sich vor dem römischen Kardinallegaten Cajetan erklären musste. Am 31. Oktober 1999 wurde in St. Anna die gemeinsame Erklärung des Lutherischen Weltbunds und des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen zur Rechtfertigungslehre verabschiedet.

Kirche und Kloster von St. Anna in Augsburg umfassen zahlreiche Einzelbauten und Bauteile. In den Jahren 2008 bis 2015 wurden insgesamt elf Bauteile umfassend saniert:

Langhaus und Seitenschiffe
Fuggerkapelle
Goldschmiedekapelle
Ostchor
Große Sakristei
Kleine Sakristei
Turm
Ostflügel Kreuzgang
Südflügel Kreuzgang
Westflügel Kreuzgang
Nordflügel Kreuzgang

Die Maßnahmen unter unserer Gesamtverantwortung umfassten unter anderem digitale Aufmaße (Alexander Kühn, Jena) und Voruntersuchungen einschl. archäologischer Grabungen, die Instandsetzung des Tragwerks (Dachtragwerke und Gewölbe) in Zusammenarbeit mit dem Büro Burges und Döhring, Bayreuth (Dipl.-Ing. FH Günter Döhring, Dipl.-Ing. FH Marion Kolbe), den Kunstschutz in Zusammenarbeit mit dem restauratorischen Fachbauleiter (Johannes Baur, München), die Restaurierung der Raumschale durch Steinmetzen (Florian Freyer, Augsburg), Kirchenmaler (Fa. Alfred Binapfl, Friedberg), Stuckateure (Thomas Ehrig, Kissing) und Freskenrestauratoren (Markus Binapfl, Friedberg), die Restaurierung der wandfesten Ausstattung durch Holzrestauratoren (Andreas Scheuch, München) und Steinrestauratoren (Florian Freyer, Augsburg), die Restaurierung von über 60 Gemälden durch mehrere Gemälderestauratoren (Wolf Zech, Thomas Schöller, Anke Rothe & Carolin Vogt, alle München, Roland Vogel, Rain am Lech), die Ausstellung „Lutherstiege“ der Grafikdesigner vom Büro Ecco, Augsburg.

Ein wesentliches Kriterium der Baumaßnahme war das Bauen in einer schwer zugänglichen Innenstadtlage bei laufendem Betrieb und die weitgehende Zugänglichkeit möglichst großer Bereiche während der Arbeiten. St. Anna besuchen Jahr für Jahr zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland. Derzeit (seit 2017) werden weitere Räume des Kloster instand gesetzt.

Abbildungen: Reinhard Binapfl (2013), Matthias Kestl (2014), Julia Schambeck (2014) und Feulner und Häffner Architekten (2016)